Der Weg zur Großpfarrei ist beschritten
Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad erklärt künftige Abläufe – Bisherige Pfarreiengemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing wird bereits zum 1. Februar mit der Pfarrei Viechtach zusammengelegt
Viechtach/Prackenbach/Moosbach/Krailing. Vorab: In jeder der drei betroffenen Pfarrkirchen, Viechtach, Prackenbach und Moosbach, wird weiterhin jedes Wochenende ein Gottesdienst abgehalten werden. Damit dürfte eine der größten Sorgen ausgeräumt sein. Zumindest vorläufig. Weitere Rationierungen werden womöglich folgen müssen, wenn auch Kollnburg und Kirchaitnach Teil der geplanten Großpfarrei werden, was laut Vorgaben der Diözese Regensburg bis 2034 abgeschlossen sein soll. Aufgrund des kürzlich verkündeten Weggangs von Pfarrer Johnson Kattayil zum Februar 2025 wird die Pfarreiengemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing nun früher mit Viechtach fusionieren als ursprünglich gedacht.
Am vergangenen Freitag haben sich Vertreter der beteiligten Pfarrgebiete in Prackenbach getroffen, ausgetauscht und gemeinsam mit Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad, der die Großpfarrei leiten wird, bereits einige Abläufe festgelegt. „In den Pfarrkirchen werden wir versuchen, immer das volle Programm anzubieten“, betont er und gibt einige Ergebnisse des Diskurses bekannt. Sowohl an jedem Wochenende als auch bei großen kirchlichen Festen wie Weihnachten, Ostern oder Allerheiligen soll dort die Heilige Messe gefeiert werden. Prackenbach und Moosbach werden sich wahrscheinlich in einem Jahresrhythmus mit dem samstäglichen Vorabendgottesdienst und der sonntäglichen Morgenmesse abwechseln. In Viechtach wird der Abendgottesdienst entfallen.
In Filialen nur noch an jedem fünften Sonntag ein Gottesdienst
Unter dem Zusammenschluss am stärksten leiden müssten die Filialen, erklärt der Stadtpfarrer mit bedauernder Miene, „genau diejenigen, die bisher auch am stärksten zusammengehalten haben.“ Doch anders gehe es nicht. Nur noch an jedem fünften Sonntagmorgen wird in den fünf Filialen jeweils ein Gottesdienst stattfinden, abwechselnd in Krailing, Altnußberg, Ayrhof, Schönau und Wiesing. „Wir wollen nach und nach versuchen, die Gemeinden zusammenzuführen und alle näher zusammenzurücken.“ Denn mehr als zwei Messen am Tag vorzubereiten, sei für einen Priester nicht möglich – das sei im Übrigen sogar im Kirchenrecht verankert. „Mehr kommt auch für mich persönlich nicht in Frage“, das sei nicht wie „Brezen backen“, sondern erfordere eine Menge geistigen Einsatz. Es werde nicht mehr Messen geben als vorher in der Pfarrei Viechtach, „wir schneiden den Kuchen bloß in kleinere Stücke“ – sprich: verteilt auf mehrere Pfarreien und Filialen.
In der Großpfarrei werden Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad, Pfarrvikar Anton Kopp und Pfarrvikar Kiran Varigeti, der als „Springer“ aushelfen soll, die Gottesdienste übernehmen. Einen erheblichen Mehraufwand werden die laut Pfarrer Konrad „wichtigsten Dienste“ bedeuten: Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, denn deren Anzahl wird wohl gleichbleiben.
Weitere Änderungen, die mit der Fusion einher gehen, sind ein gemeinsamer Pfarrbrief und eine gemeinsame Homepage. 2026 steht die Wahl eines gemeinsamen Pfarrgemeinderats an. „Wir hoffen natürlich, dass es in Moosbach und Prackenbach weiterhin Ehrenamtliche geben wird, die vor Ort aktiv sind“, fügt der Stadtpfarrer hinzu.
Konrad sieht Großpfarreien als „Konkursverfahren“
Die Großpfarreien sieht er als „reine Notwendigkeit“. „Sie sind eher ein Konkursverfahren als eine Reform.“ Die Entwicklung habe sich lange abgezeichnet, sowohl die Zahl der Priester als auch der Katholiken und Gottesdienstbesucher sei seit Jahrzehnten stetig rückläufig. „Viele sind überrumpelt und sauer, aber auch ich weiß keine andere Lösung.“ Bis zum Jahr 2034 werden nach Berechnungen mehr als die Hälfte der Priester fort sein, „20 gehen in Rente, nur drei oder vier kommen nach.“ Außerdem fehle die Altersgruppe unter 40 fast vollständig bei Gottesdiensten.
Die Art und Weise der Verkündigung wie sie bisher gehandhabt wird, interessiere viele Leute einfach nicht mehr, erklärt Pfarrer Konrad seine Sichtweise. „Wer ist Jesus, was hat er gesagt? Das weckt kein Interesse mehr.“ Auch die Art, in der Kirche zu singen, habe für junge Leute, die moderne Musik hören, oftmals etwas „Schräges“, Trauriges, Liturgisches an sich, „denen stellen sich die Haare auf!“
Stadtpfarrer zeigt sich „frustriert“: Eigene jahrzehntelange Modernisierungsversuche führten zu wenig Ergebnis
Zwar gebe es sehr wohl Glaubensüberzeugungen, doch sie seien nicht mehr konfessionell gebunden, dafür gebe es andere Märkte – andere Religionen oder auch Esoterik. Manche fänden sogar im Sport Abläufe einer „Quasi-Religion“ und kämen damit gut zurecht. „Die Volkskirche hat das Monopol für Weltanschauung verloren.“ Er selbst habe 40 Jahre lang versucht, die Kirche moderner zu gestalten. Doch nun, fast am Ende seiner Laufbahn, sei er müde, manchmal auch frustriert. Es gebe immer nur eine Richtung.
Doch auch aus den Rationierungen im Rahmen der Großpfarrei wolle er versuchen, das Beste zu machen. Viele Gottesdienstbesucher seien auch bisher mit dem Auto gefahren, auf ein paar Kilometer mehr, vielleicht in Fahrgemeinschaften, komme es im Grunde nicht an. Außerdem seien die gehaltenen Gottesdienste dann besser besucht, die Kirchen gefüllt und man könne im Glauben weiter zusammenrücken. Auch die Filialkirchen könnten durchaus mit Leben gefüllt werden, eben nicht von den hauptamtlichen Priestern, sondern von Ehrenamtlichen vor Ort im Rahmen von Andachten oder anderen Veranstaltungen. Zudem werde man größere Veranstaltungen für die gesamte Großpfarrei ins Auge fassen, um die Gläubigen zusammenzubringen. Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad versucht, den weiteren Entwicklungen positiv entgegen zu blicken. Denn mit dem Anschluss von Kollnburg und Kirchaitnach irgendwann in den kommenden zehn Jahren wird vermutlich nicht das Ende der Zusammenlegungen erreicht sein.
BU´s:
1: In der Pfarrkirche Sankt Johannes in Moosbach wird ab Februar jedes Wochenende ein Gottesdienst stattfinden.
2: Wahrscheinlich in jährlichem Rhythmus wechseln sich Prackenbach und Moosbach dann ab mit samstäglichem Vorabendgottesdienst und sonntäglicher Morgenmesse. Auch in Sankt Georg in Prackenbach soll jedes Wochenende eine Messe stattfinden.
3: Am stärksten leiden werden die Filialen, wie Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad bedauert: Nur noch an jedem fünften Sonntag wird es einen Gottesdienst in Krailing (Bild), Altnußberg, Ayrhof, Schönau und Wiesing geben.
4: Stadtpfarrer Dr. Werner Konrad gibt einige Ergebnisse aus einem ersten Treffen zur Großpfarrei Viechtach-Moosbach-Prackenbach-Krailing bekannt. Er wird deren Leitung innehaben.
5: Bereits ab Februar wird die bisherige Pfarreiengemeinschaft Moosbach-Prackenbach-Krailing mit der Pfarrei Viechtach zusammengelegt. In der Viechtacher Stadtpfarrkirche Sankt Augustinus wird dann der abendliche Gottesdienst an den Sonntagen wegfallen.
Fotos: Lisa Brem
Dieser Bericht wurden von der Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt.
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