Der Pfahl-Kreuzweg in Moosbach- ein Zeichen des Glaubens

Prackenbach, den 25.03.2013

 

1852 wurde mit dem Bau begonnen - Mehr als ein Naturdenkmal

 

 

Moosbach. Die Pfarrei St. Johannes in Moosbach, eine der ältesten Pfarreien im Bistum Regensburg, beherbergt neben ihrem schönen Gotteshaus mit dem wertvollen Hinterglas-Kreuzweg noch ein weiteres Zeichen der Volksfrömmigkeit, nämlich den idyllisch gelegenen Kreuzweg am Pfahl, der mit dem historischen Kalvarienberg seinen Abschluss bildet. Pfarrer Erwin Zach hat anlässlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1991 in der Festschrift ausführlich darüber berichtet.

 

Heute, passend zur Osterzeit ist es besonders angebracht, dass wir uns diesem Kreuzweg, einem Zeichen des Glaubens, wieder besonders widmen. Von seiner Entstehung wird berichtet, dass sich  im Jahre 1852 Pfarrei und Bevölkerung entschlossen, auf dem Quarzhöhenzug, der etwa 300 Meter nördlich der Pfarrkirche als einmaliges Naturdenkmal vorbei führt, einen Kreuzweg zu errichten. In mühevoller Kleinarbeit wurde entlang des Felsenkammes ein etwa zwei Meter breiter Weg angelegt. Schwerstarbeit leisteten dann einige Steinhauer, die aus hartem Granit Steinsäulen meißelten, in dessen Vertiefung am oberen Ende die 14 Kreuzwegbilder eingelassen wurden.

 

Wie die ersten Bilder aussahen, weiß man heute nicht mehr. Man nimmt an, dass es farbig bemalte Bildtafeln waren, welche die einzelnen Stationen des Leidens Christi darstellten. Da der Kreuzweg das ganze Jahr über der Witterung ausgesetzt ist, mussten Bilder, Figuren und Kreuze schon öfter renoviert oder gar ersetzt werden. Einer der Maler war der gebürtige Moosbacher Franz Fleischmann.

In den Jahren um 1970 hat der Kunstmaler Hans Höcherl, heute wohnhaft in Moosbach, die Bilder das erste Mal geschaffen. Auf Nachfrage erzählte er, dass im Laufe der Jahre vier der Bilder gestohlen wurden. Die Polizei wurde bei der Ermittlung nach dem Täter fündig. Es war ein Student, wohnhaft in Regensburg und als man ihn fragte, was ihn zu dieser Tat veranlasst habe, meinte er: „Es sind doch eh noch so viele da“.

 

Der Vandalismus auf dem Kreuzweg hörte lange Zeit nicht auf. Die Bilder wurden teilweise mit einem harten Gegenstand zertrümmert, so dass es erforderlich wurde, dass sie Höcherl im Jahre 1989 noch einmal neu gestaltete (Signatur an der 14. Station). Dabei hatte er eine Idee, die bemalte Glasscheibe wurde zwischen zwei Hartglasscheiben eingefügt, ein Sandwich-Verfahren, wie er es nennt. Wie durch ein Wunder, sagt er, haben die Bilder seit dieser Zeit Ruhe. Die Kreuzwegbilder wurden jedes Mal vom Entwurf her, unterschiedlich gestaltet. Die Meditationssätze unter den Bildern stammen von Pfarrer Zach.

 

Der Weg, an dem die 14 Stationen von Westen nach Osten angebracht wurden, ist 700 Meter lang. Die drei Kreuze, im Volksmund „Kalvarienberg“ genannt, bilden auf einer natürlichen Erhöhung des Pfahls seinen Abschluss. Auf dieser kleinen Plattform feierte der Neupriester Georg Schedlbauer aus Unterrubendorf im Jahre 1856 sein erstes Hl. Messopfer. Dieser ließ 1912, kurz vor seinem Tod, auf diesem Platz eine Kreuzigungsgruppe aus Eisen errichten, die in Bodenwöhr gegossen wurde. Die Gruppe, bestehend aus Korpus, Madonna und Johannes sowie Kreuz, wog samt Verpackung über 50 Zentner und wurde zum Bahnhof nach Altrandsberg übersandt. Wer den damaligen steilen und steinigen Weg über den Moosberg nach Moosbach kannte, kann ermessen, welche Strapazen mit dem Transport verbunden waren.

 

Der Moosbacher Kreuzweg bietet noch zwei weitere Besonderheiten. Es ist zum einen eine Ölberggruppe, die sich auf der linken Seite des Kalvarienberges befindet. Sie bestand zuerst aus Blechfiguren und wurden im Jahre 1982 von der ARA-Kunst in Altrandsberg nach einem spätgotischen Vorbild aus der Pfarrei St. Johannes in Dingolfing (betender Christus, und die drei schlafenden Jünger) aus Kunststoff gegossen, so berichtet es Pfarrer Zach in seiner Festschrift. Die farbige Fassung wurde von Frau Seidenschwan ausgeführt und nach einigen Jahren von Hans Höcherl wieder restauriert. Der Engel, der Jesus stärkt, ist eine Nachbildung aus der Renaissance, der sich in der Pfarrkirche befand. Auch hier haben Vandalen ihr Unwesen getrieben und Finger oder Zacken beim Strahlenkranz abgeschlagen.

 

Des Weiteren ist auf der rechten Seite unterhalb des Kalvarienberges das Grab mit dem Leichnam Jesu eingelassen. Um sie vor Dieben zu schützen, wurde davor ein Gitter angebracht. Auch zwei große Holzkreuze (Schächerkreuze) wurden neben dem Kreuz Christi gezimmert, die vor gut 10 Jahren erneuert wurden.

 

Wer den Kreuzweg durchwandert, ob als Beter oder Betrachter des Leidens Christi oder auch nur als Spaziergänger, fühlt sich nicht nur geborgen in einer beruhigenden Atmosphäre, sondern erlebt eine Pfahl-Landschaft von besonderem Reiz. Den flachen, weichen Waldweg kann sogar der Spaziergänger, der schlecht zu Fuß ist, mühelos begehen. Auch hin und wieder steht eine Bank, die einlädt, die Ruhe und Schönheit der Natur zu genießen.

Ab der 12. Station steigt der Weg leicht an und mündet in eine natürliche Erhöhung des Pfahles, wo die drei Kreuze aufgestellt sind. Von dort kann man einen einmaligen Panoramablick genießen, der von der Zellerhöhe im Süden über Birnbrunn im Westen bis hin zum Hohen Bogen im Norden und zum Arber im Osten reicht. Ein gebürtiger Moosbacher, der nach vielen Jahren wieder an den Ort zurückkam, soll einst gesagt haben: „Nirgends mehr auf der Welt gibt es so ein reizvolles Fleckchen Erde.“

 

Dem aufmerksamen Betrachter fällt beim durchgehen des Kreuzweges zwischen der sechsten und siebten Station auch eine Votivsäule auf, in dessen oberes Ende Kunstmaler Hans Höcherl den Grund der Aufstellung festhielt: Vor etwa 17 Jahren ließ Irmgard Bernhard aus Moosbach die Säule, auf Zustimmung von Pfarrer Zach, aus Dank aufstellen, dass ihre Tochter Jutta wieder gesund wurde. 

Auch hat Josef Eckl vor gut einem Jahr eine Tafel an einen Stein zwischen der siebten und achten Station befestigt, auf dem die Namen verstorbener bzw. vermisster Bürger des zweiten Weltkrieges festgehalten sind. Sie kam in einem Nebenraum des Leichenhauses zum Vorschein und man entschloss sich, zur Erinnerung an diese Soldaten, die für unser Vaterland das Leben ließen, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

So ist der Kreuzweg in Moosbach für  so manche ein Ort, wohin er seine Sorgen und Nöte trägt und durch sein Gebet wieder Trost erfährt.

 

Seit vielen Jahren betet die Kirchengemeinde Moosbach mit ihrem Pfarrer am Karfreitag „ihren Kreuzweg“ ab. Auch bei der Fronleichnamsprozession wählen die Moosbacher den Weg durch den idyllischen Pfahl-Kreuzweg, wo an der Kreuzigungsgruppe der 4. Altar aufgestellt wird. Bedingt durch den Krankheitszustand von Pfarrer Erwin Zach wurde der Weg einige Male verkürzt. Seit der Geistliche Josef Drexler in der Pfarrei Moosbach weilt, wird die Prozession wieder in der herkömmlichen Länge durchgeführt. Wer für die Einführung dieser Traditionen verantwortlich ist, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Auch das ganze Jahr über, vor allem in der Fastenzeit, kommen Gruppen und Einzelpersonen von überall her, um den Kreuzweg zu besuchen und ihn gehend zu beten oder aber die himmlische Ruhe zu genießen. Gerne machen zudem die Kleinen des Kindergartens einen Spaziergang zum Kreuzweg oder feiern im November eine Andacht vor dem Hl. Grab und ehren dabei St. Martin.

 

Dank gilt den vielen freiwilligen Helfern der Pfarrei, deren Namen den Bericht sprengen würde, die den Kreuzweg errichtet oder denselben in den gut 160 Jahren bis heute durch ihren freiwilligen Einsatz sauber halten, Renovierungsarbeiten vornehmen oder gar Teile ersetzten. Ganz besonders sei dem ehemaligen Pfarrer Erwin Zach gedankt, der sich in den vielen Jahren stets für den Kreuzweg und die vielen anderen Zeichen der Volksfrömmigkeit, deren Schätze in Moosbach beheimatet sind, einsetzte.

 

Erinnerungstafel: Errichtet 1852, Eingeweiht 25. Juli 1853

Renoviert im Jahre 1887 – Renoviert im Jahre 1989

 

Bild zur Meldung: Der Pfahl-Kreuzweg in Moosbach- ein Zeichen des Glaubens